Wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen kann allerdings lange dauern. - Leica

Africa, Senegal, Travel

Coumba D.

Coumba D.  (Fotocredit: Stefan Radi)

Coumba D. (Fotocredit: Stefan Radi)

Coumba D.  (Fotocredit: Stefan Radi)
Coumba D. (Fotocredit: Stefan Radi)

Im Frühjahr 2013 lernten wir eine Frau namens Coumba D. in MBalling [Senegal] kennen. Sie ist schwer krank und muss auf dem harten Fußboden schlafen. Bedingt durch die fortgeschrittene Lepra wurde Coumba zum Pflegefall. Das kleine Haus, in dem sie mit ihrer Familie lebt, kann sie ohne Hilfe nicht mehr verlassen. Obwohl ich die Sprache von Coumba nicht verstand, konnte ich das Leid sehen und sogar fühlen. Vor mir saß eine stark abgemagerte Frau, die Verzweiflung sprach aus ihren Augen, die Tränen rannen ihr über die Wangen. Ein Häufchen Elend, würde man bei uns sagen. Obwohl ich einen Fotoapparat mit dabei hatte war es mir nicht möglich, ein Foto von dieser Frau zu machen. Ich brachte es nicht über das Herz, empfand es als unhöflich, ja sogar als menschenunwürdig. In diesem Fall mussten meine Kollegen den Part des Fotografierens übernehmen.

Coumba ist einer von sehr vielen Fällen, in denen dringende Hilfe notwendig ist. Bedingt dadurch, dass die Familien ums Überleben kämpfen, ist für den Luxus einer Matratze oder gar ein Bett kein Geld vorhanden. Ich musste die schmerzliche Erfahrung machen, dass nicht jedem geholfen werden kann – auch wenn man gerne möchte. Dazu fehlen einfach die finanziellen Mittel. Zurück in Österreich musste ich öfters an Coumba denken. Ich machte mir selbst Vorwürfe, warum ich mir diesen Fall nicht doch vorgeknöpft habe. Und so beschloss ich, dass ich einfach selbst in die Tasche greifen und helfen werde. Ich möchte Coumba eine Freude bereiten und ihr etwas Gutes tun. Also bat ich Günter – unseren Obmann – bei seinem nächsten Besuch eine Matratze für Coumba zu kaufen.

Heute erhielt ich einen Anruf, dass gestern eine Matratze gekauft und an Coumba geliefert wurde. Leider war ich selbst nicht dabei, dieses Mal hätte ich ihr Gesicht gerne gesehen. Sie muss jetzt nicht mehr auf dem harten Fußboden schlafen sondern kann es sich auf der Matratze bequem machen. Für eine Schwerkranke ist dies eine wahrliche Erleichterung. Man erzählte mir, dass es Coumba in den letzten Wochen gesundheitlich nicht so gut ergangen und sie mittlerweile ganz schwach geworden ist. Heute Nacht ist sie auf der Matratze friedlich eingeschlafen und von uns gegangen.